Ruhr Nachrichten Artikel „NRW wirft Grundschulplan um? Schulleiter aus Schwerte.
Dazu ein Kommentar des Genossen Marc Seelbach:
Vorweg: Ich habe großen Respekt vor politischen Entscheidungsträgern, die auf einer sich stetig wechselnden Faktenlage Entscheidungen fällen müssen. Auch innerhalb der Schwerter Elternschaft gibt es ein breites Meinungsspektrum, von der vollständigen Schließung der Schulen bis zu den Sommerferien, bis hin zur Wiederaufnahme des regulären Betriebs in vollem Umfang. Beide Ansichten haben ihre Berechtigung. Entscheidend ist jedoch ein gewisser Grad an Planungssicherheit und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen.
In Schwerte werden aber aktuell rund 1.500 Schülerinnen und Schüler der Grundschulen samt Familien zum Spielball der NRW-Landesregierung bzw. der bundesweiten Ambitionen von Herrn Laschet.
Meine Wertschätzung gilt aktuell den Schwerter Schulen und allen Eltern. Die Kollegien versuchen gegenwärtig unter hohem öffentlichen Druck, tragfähige Konzepte zu erarbeiten und dies ohne Unterstützung und Rückenwind aus dem zuständigen Ministerium. Schulleitungen werden nicht informiert und erfahren Änderungen nur aus der Presse. Elternsorgen werden nicht gehört bzw. ignoriert. Erst sollen nur die 4. Klassen wieder in die Schule, dann auf einmal alle im rollierenden System, was binnen Stunden wieder vom Ministerpräsidenten revidiert wird. In einer sonntäglichen Politsendung wird der schwarze Peter dünnhäutig an die Schulen und Kommunen weitergegeben.
Es ist und bleibt eine unsägliche und schlicht unprofessionelle Kommunikation und Politik der NRW-Landesregierung. Lehrer stehen als Deppen der Nation dar, für Eltern besteht null Planungssicherheit und die Kinder stehen dabei schon lange nicht mehr im Fokus der Betrachtung. Ein langfristiges Konzept zur Beschulung in Zeiten von Corona existiert nicht. Unser Ministerpräsident und seine Regierung sind offensichtlich überfordert. Nicht nur im Schulbereich.
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Offener Brief der Schwerter SPD: zur Situation der Schwerter Schulen
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,
wir haben großen Respekt vor der Verantwortung, die Sie und die Minister*innen unseres Landes tragen. Gerade jetzt erkennen wir ausdrücklich an, wie komplex Entscheidungsfindungen verwoben sind mit nahezu täglich wechselnden Faktenlagen. Als Schwerter SPD haben wir in den letzten Wochen wiederholt für Vertrauen in das Krisenmanagement unserer Landesregierung geworben. Jetzt allerdings müssen wir ausdrücklich protestieren und bitten um dringende Nachbesserung der landespolitischen Arbeit: bei der Öffnung der Schulen.
Dieser Prozess ist offenbar weder solide geplant noch konsequent durchgeführt. Schulleitungen werden nicht informiert und erfahren Änderungen nur aus der Presse, so jedenfalls in Schwerte. Elternsorgen werden nicht gehört bzw. ignoriert. Erst sollen nur die 4. Klassen wieder in die Schule, dann auf einmal alle im rollierenden System, was binnen Stunden wieder von Ihnen selbst revidiert wird. In einer Politsendung schieben Sie den schwarzen Peter dünnhäutig an die Schulen und Kommunen weiter. Dass die Landesregierung das Wohl der Kinder priorisiert hat, ist nicht zu erkennen.
In Schwerte werden so aktuell rund 4.500 Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien zum Spielball ständig wechselnder politischer Entscheidungen. Rechnet man nur die Eltern dazu sind 13 500 Menschen betroffen, ein Viertel der Schwerter Einwohnerschaft. Es sind die Kommunen als Schulträger, die chaotische Vorgaben der Landesregierung umsetzen müssen. Es sind jetzt die Schulleitungen und unsere Lehrer*innen, die unter hohem öffentlichen Druck, „über Nacht“ tragfähige Konzepte erarbeiten müssen und zwar ohne Unterstützung und Rückenwind aus dem zuständigen Ministerium. Es sind jetzt die Eltern in Schwerte und ganz NRW, die sich jetzt nach acht Wochen vertrauensvoller Geduld zerreißen, zwischen Beruf, Kinderbetreuung- und -beschulung, zwischen Wut und Ohnmacht.
Wir fordern Sie und Ihre Landesregierung auf, einen Maßnahmenkatalog samt Zeitplan und Kriterien zu formulieren. Für viele Wirtschaftszweige und Bereiche des öffentlichen Lebens ist dies bereits geschehen. Verspielen Sie nicht länger jegliches Vertrauen in politisch verantwortliches Handeln! Sie fördern gerade den Verdacht, dass von Expert*innen durchkonzipierte Maßnahmenpläne nur dort möglich sind, wo Lobbyisten die Vorlagen diktieren: bei der Öffnung von Auto- und Möbelhäusern z.B. Die Bildungsungerechtigkeit in unserem Land, wo der schulische Erfolg eines Kindes ohnehin vom Elternhaus abhängt, verschärft sich in der Corona-Krise. Verstärken sie diesen Effekt nicht weiter, Herr Laschet, indem sie die Belange der Kinder nicht so ernst nehmen wie wirtschaftliche Interessen. Dieses Land muss jetzt zusammenhalten, dieses Land muss jetzt das richtige tun, und Sie als Ministerpräsident vorne weg! Noch sind Sie es ja!
Die Schwerter SPD